Sonntag, 8. Februar 2009

Der Fußballer (?)

Wieder einmal nur die Ersatzbank. Wie immer bei Anpfiff des Spiels. Er nahm seinen Platz auf der Reservebank ein und weiß doch, dass er irgendwann in der 2. Halbzeit wieder ran “darf”. Er ist ein so genanntes “Kampfschwein”. Das Spiel ist für ihn erst zu Ende, wenn er unter der Dusche steht. Er darf aber nie das gesamte Spiel das “Kampfschwein” sein. Immer nur dann, wenn alles wieder sinkt und “die Kacke am dampfen ist”. Aber nie vorher.
Rückblende:
Neuer Verein, neue Leute, alles neu. Etwas schüchtern geht er den Kabinengang entlang, ungewiss darüber, was ihn erwartet. Der Assistent der Geschäftsführung begleitet ihn. Beruhigend spricht er auf den verschüchterten Neuling ein:” Keine Bange, Sie kriegen einen Mentor zur Seite, der erklärt Ihnen alles und erleichtert Ihnen das Eingewöhnen.”
“Mh, ist ja besser, als ich gedacht habe, denn ich bin ja nur Ergänzungsspieler.” denkt er sich.
“So, da sind wir!” wird er aus den Gedanken gerissen. “Ich lasse sie jetzt mal wieder alleine.”
Weg war er.
“Ach, Moin! Ick bin der Kalle! Du bist doch bestimmt der…”
“Richtig, ich bin der Neue” unterbricht er ihn. Gleich erstmal keine Schwäche zeigen.
Er grinst und lacht. “Okay, gefällt mir. Dann bist du halt der Neue. Dein Vorname ist hier eh ein Sammelbegriff. Ich soll dich hier erstmal rumführen und dir das Einleben erleichtern.”
Das war noch was… Damals konnte er zeigen was er drauf hatte. Da hat er sich den Begriff “Kampfschwein” erworben. Egal auf welcher Position er eingesetzt wurde, er hat seinen Mann gestanden. Nie spektakulär, immer solide.
Dann kam das Gespräch mit dem Manager. Es läge ein Angebot für ihn vor! Er könne Stammspieler werden! Stammspieler! Das war doch kein Angebot, das war der Traum überhaupt! “Wo muss ich unterschreiben?” war seine Antwort. Er unterschrieb das Stammspielerangebot und wechselte.
Er wusste, dass er Potenzial hat. Das wussten auch die Experten. Die gaben ihm das auch schriftlich. Und wieder einmal hatte er die Möglichkeit, seinem Namen “Kampfschwein” alle Ehre zu machen.
Aber dann begann sein langsamer Abstieg….
Trainerwechsel, Verletzungen, Verlust des Stammplatzes, Managerwechsel…
Er denkt zurück…
Der Trainerwechsel war ja nicht das schlimmste. “Gut”, dachte er, “meine Position gab es in seinem System nicht mehr, aber er wollte auf mich bauen!” Dann kam der Tag, der alles verändern sollte. Es war ja noch nicht einmal im Spiel, noch nicht einmal ein Mitspieler im Training, nein, ohne Fremdeinwirkung stürzte er. Der Mannschaftsarzt diagnostizierte einen wunderschönen Bruch. Und das bei der Umstellung des Systems. Und auch noch kurz bevor sein Vertrag ausläuft.
“tut mir ja leid”, meinte der Trainer zu ihm “aber ich brauchte sofort einen Mann für das neue System. Da du aber verletzt warst, mussten wir einen Ersatz holen.”
Aber sein Vertrag wurde verlängert, allerdings mit der ersten Ansage, dass er erstmal nur Ergänzungsspieler war. Damit konnte er aber erstmal leben. Er war ja dankbar, dass sie seinen Vertrag trotz der Verletzung verlängert haben.
Und nun sitzt er wieder auf der Ersatzbank. Er hat schon wieder alle Positionen gespielt. Wo er halt gebraucht wurde. Ganz vorne, ganz hinten, egal, Hauptsache spielen. Das durfte er auch, aber nie über die volle Spielzeit. Immer nur eingewechselt. Er hat neue Mitspieler kommen und gehen sehen. Alle sollte sie seine Position spielen. Aber alle wurden sie immer wieder abgegeben, weil sie nicht den Erwartungen entsprochen haben.
“Aber ich kann doch auch spielen”, so sein Klagen gegenüber dem Trainer.
“Ich darf dich aber nicht einsetzen, die Neuen sollen spielen. Die wurden vom neuen Management verpflichten, ich kann daran nichts ändern.” so sein Trainer Achsel zuckend.
Ach ja, das neue Management… Seine Bitte um Freigabe wurde abschlägig beschieden. Aber er könne ja bei den Amateuren spielen. Bei den Amateuren… “Nein, dann will ich mich doch durchsetzen”, so sein Kommentar. Amateure bedeutet auch ein verringertes Einkommen und eine 0%ige Wahrscheinlichkeit auf einen Stammplatz oder einen erneuten Wechsel. Er glaubt ja immer noch an einen guten Ausgang der Geschichte. So nimmt er aber wieder einmal Platz auf der Ersatzbank. Dort wartet er wieder auf das Zeichen des Trainer. Auf das Zeichen, dass er wieder alles geben darf. Als “Kampfschwein”….
Wenn er darf…